Psychotherapie: Verhaltenstherapie
Ursprung
Die Verhaltenstherapie (VT) ist kein eigenständiges, komplexes Theoriegebäude, sondern besteht aus einer Vielzahl von Einzeltechniken, die von ebenso vielen Praktikern und Forschern in den 1950er Jahren in den USA entwickelt wurden. Zu den bekanntesten "Vätern" zählen Skinner mit seiner "Black-Box", Wolpe, Lazarus und Eysenck.
Hintergrund
Die VT orientiert sich an den modernen Gesetzen des Lernens, d. h., dass das Verhalten eines Menschen (und damit ist eben auch seine Störung gemeint) gelernt ist und dementsprechend wieder verlernt werden kann. Die gemeinsame Grundorientierung ist:
- Empirische Orientierung: Die theoretischen Konzepte und therapeutischen Methoden werden operationalisiert und empirisch überprüft. Keine andere Therapieschule kann ihre Effizienz durch so viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen wie die Verhaltenstherapie.
- Problemorientierung: Die Verhaltenstherapie setzt (fast immer) genau bei der bestehenden Störung und deren Auswirkungen auf den Alltag an und versucht direkt, diese zu beheben. Die eingesetzten Interventionen werden speziell auf die Störung abgestimmt, so dass im Allgemeinen für verschiedene Störungen auch verschieden Interventionen zum Einsatz kommen.
- Handlungsorientierung: In der VT wird versucht, neue Möglichkeiten des Verhaltens, Denkens, Erlebens und Kommunizierens aufzuzeigen oder gemeinsam zu erarbeiten. Der Patient oder die Patientin wird ermutigt, die neuen Lösungs- und Bewältigungsstrategien aktiv im Alltag zu erproben. Die aktive Beteiligung ist eine Grundvoraussetzung für das gute Gelingen in der VT.
- Orientierung an den Problembedingungen: Die VT unterscheidet zwischen den prädisponierenden, auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren einer Störung. Durch die genaue "Bedingungsanalyse" können die Interventionsschritte genau bei den Bedingungen angesetzt werden, die für die dauerhafte Beseitigung der Symptomatik unbedingt verändert werden müssen.
Intervention/Techniken
Zu den angewandten Methoden zählen unter anderem:
- Flooding: Der Patient oder die Patientin wird so lange einem angstauslösendem Reiz (Spinnen, Autofahren, Menschenmenge etc.) ausgesetzt, bis keine Angstsymptome mehr auftreten.
- Systematische Desensibilisierung: Angstauslösende Situationen werden anhand einer vorher erstellten Angsthierarchie "abgearbeitet". Im Idealfall so abgestuft, dass keine Angst auftritt.
- Kognitive Umstrukturierung: Gedanken, Befürchtungen, Annahmen weden auf ihre Dysfunktionalität hin überprüft, Alternativen werden entwickelt und im Alltag erprobt.
- Neuattribuierung: Die Bewertung von Erlebtem wird überprüft und andere Möglichkeiten werden erarbeitet.
- Entspannungsverfahren: Da fast alle psychischen Erkrankungen mit körperlichen Begleitsymptomen (vor allem Verspannungen) einhergehen, ist das Erlernen von Entspannungsverfahren meist ein unverzichtbarer Bestandteil.
- Selbstsicherheitstraining: Durch verschiedene Untertechniken wird die soziale Kompetenz des Patienten oder der Patientin erhöht.
Setting
1–2 Sitzungen/Woche. Ort der Therapie ist nicht nur der Praxisraum. Gelegentlich werden spezielle Orte mit besonderer Intensität ausgesucht (beispielsweise bei der Angstbehandlung).
Wirksamkeit
Die VT ist hocheffizient. Ihre Wirksamkeit ist durch unzählige Studien hervorragend belegt. Sie ist auf fast alle Störungs- und Krankheitsbilder anwendbar und auch noch bei schweren Krankheitsbildern wirksam.
Kassenleistung
In meiner Praxis ist die Verhaltenstherapie mit Erwachsenen eine Leistung, die direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden kann.